Und wieder Punkt 8:00 h am Auto. Die Betten waren so gut, dass einer verschlafen hat und in seiner Hektik auch noch seinen gepackten Koffer auskippte - na der Start ist ja schon mal perfekt.
Laut Navi war es nun nicht mehr weit zur russischen Grenze. Durch die Horrorgeschichten die von vergangenen Grenzübertritten berichtet wurden, stieg die Spannung, was uns nun heute widerfahren wird.
Von Braniewo (Braunlage) zum Kontrollpunkt ging es über eine gut zu befahrende Straße, die durch eine sattgrüne Landschaft führte, welche mich stark an Mc Pom erinnerte. Hier wechselten sich Getreide-, Rapsfelder und saftige Wiesen mit kleinen Wäldchen ab.
Am polnischen Grenzpunkt angekommen - Gott sei Dank war dieser leer - wurden wir "einfach" kontrolliert = Pässe bitte, Gesicht bitte zu mir, und bitte einmal den Kofferraum öffnen. Das war´s.
Mit angewiesener Geschwindigkeit näherten wir uns der russischen Vorkontrolle. Kurze Sichtkontrolle und weiter ging es mit einer Farbkarte. Warten in der Sonne! Nachdem wir als "EU-Bürger und Andere" mehr als eine Stunde gewartet haben, kam die Minute der Wahrheit.
Also alle aussteigen und alle Türen öffnen. Natürlich auch Kofferraum und Motorhaube. Hier ein kurzer Blick, dort ein längerer. So das Gefährt war fertig. Nun zu den Passagieren. Zuerst der Fahrzeughalter. Schön, das wir im Vorfeld die Fahrzeugunterlagen so fein ausgefüllt haben - nur leider waren diese nicht mehr gültig! Also bitte noch einmal!!
In der Zeit wo das geschah, wurden wir Mitreisende kontrolliert. Erst als der Computer der Dame hinter der Scheibe "sagte", die sind ok, wurden wir zum Fahrzeug entlassen.
Hier gab es noch einige Rückfragen wer nun was auf den neuen Fahrzeugformularen ausfüllen müsse, aber mit der freundlichen Hilfe und Unterstützung der Grenzbeamtin hinter der Scheibe gelang auch das, und wir durften einreisen.
Nach erneuter Schlangenlinienfahrt zum dritten Kontrollpunkt waren wir nach über 2 Stunden ( 12:22 h ) endlich im russischen Gebiet bei Kaliningrad.
Die Weiterfahrt über das Haff führte uns über eine wunderschöne Alleenstraße. Hier und da konnte man einen kurzen Blick aufs Meer und andere Seite aufs Achterwasser werfen. Von einer Sekunde auf die nächste waren wir mit einem Mal in TEXAS. Auf der Seeseite tauchten wie aus dem Nichts kleine Ölförderpumpen auf, welche im steten Rhythmus das schwarz Gold aus der Tiefe holten. Am Ende des kleinen "Ölfeldes" befand sich sogar einen Miniraffinerie. Na sowas nenne ich mal Transportwegverkürzung!
Bis dahin war der Straßenbelag noch recht gut, aber nun bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns an Straßenverhältnissen auf unserer Reise noch erwarten wird = "Russland light".
Durch Gequatsche und Beobachtung des Navis bekamen wir erst durch seitliche Ortsausgangsschilder mit, dass wir Kaliningrad ( Königsberg ) bereits erreicht hatten. Nun noch einmal rechts abgebogen und leicht links und schon waren wir im "historischen Stadtkern". Welcher historische Stadtkern?? Ein riesiger, maroder Betonbau ragte vor uns in den Himmel, gerahmt von z.T. heruntergekommenen Plattenbauten und Kriegsdenkmälern. Dieser Bau wurde nach der Sprengung des alten Schlosses gebaut. Nur leider wird dieser Bau nie genutzt werden können, da er langsam, aber stetig, im Erdboden versinkt.
Frag sich nur, wie es möglich war, ein riesiges Schloss in grauer Vorzeit so zu bauen, welches von Massen von Menschen bewohnt und genutzt werden konnte...
Genau gegenüber befindet sich das letzte erhaltene Stück des alten Königsbergs. Der Königsberger Dom!
Schön im alten Kastanien- und Lindenbaumbestand gelegen und von drei Seiten mit Kanälen umgeben.
Leider wurde die Kirche nicht wirklich schön saniert. Die Fenster, welche im Krieg zerstört wurden, hat man zugemauert und die Stützkonstruktion, welche die Bleiglasfenster gehalten haben, wurden einfach aufgemalt. Schade! Bei unserem Rundgang um den Dom haben wir die Grabstätte vom deutschen Philosophen Emanuel Kant besucht. Dieser war in Königsberg geboren und wurde auch dort bestattet.
Da durch die zugemauerten Domfenster das ursprüngliche Licht- und Farberlebnis im Dom nicht mehr zu erwarten war, sowie der doch recht saftige Eintrittspreis, und die Tatsache, dass div. Reisebusse gerade ihre Passagiere in den Dom entlassen hatten, ließ uns von einer Innenbesichtigung Abstand nehmen.
Gegenüber vom Domportal befindet sich eine, durch Stufen erreichbar, erhöhte Betonplattform. Wozu diese dient?? Nicht die leiseste Ahnung. Ich nutze sie jedenfalls um schöne Fotos vom Dom zu machen, ohne die Massen der Menschen mit drauf zu haben.
Über eine alte Zufahrtsbrücke verließen wir das Domareal und liefen Richtung Promenade...